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4.08.2006

Wer war eigentlich Jack Kerouac ?

...mit franko-kanadischen Wurzeln

Kerouac wurde in eine franko-kanadische Familie geboren, wo er den französischen Dialekt Joual sprach und erst mit seiner Einschulung Englisch lernte. Der frühe Tod seines älteren Bruders Gerard war für den jungen Jack ein tragisches Ereignis, das er in Visions of Gerard zu verarbeiten versuchte.

Seine sportlichen Erfolge brachten ihm 1940 bis 1941 ein Stipendium an der Columbia University in New York ein, wo er zusammen mit Kommilitonen wie Allen Ginsberg oder William S. Burroughs den Ursprung der Beat Generation bildete. Die Beatniks gelten als erste Vertreter des Genre der Popliteratur.

Nach einem Beinbruch verließ Kerouac die Universität und trat der Handelsmarine bei, nachdem er bei der Kriegsmarine zurückgewiesen worden war. 1943 konnte er dann doch noch zur Kriegsmarine wechseln, wurde aber im Jahr darauf wegen psychischer Probleme entlassen. Seine Zeit auf See findet sich in The Sea is my Brother wieder.

Zwischen seinen Seereisen blieb Kerouac bei seinen Studienfreunden in New York. Er traf sich mit Allen Ginsberg, Neal Cassady, Lucien Carr und William S. Burroughs, die ihn beeinflussten und sein autobiografisch gefärbtes Werk prägten.

Es waren die wildesten Jahre von Jack Kerouac - mit Wein, Drogen, sexuellen Abenteuern, und Reisen durch die USA, Mexiko, Nordafrika und Europa. Diese Reisen waren die Basis für seine Romane, die in einem von Drogen und rhythmischer Umgangssprache geprägten Stil geschrieben sind. Auch die „grandiose“ Musik des Bebop und der Zen-Buddhismus begeistern ihn und prägten sein Denken; Kerouac bezeichnete in einem Nachruf den großen Charlie Parker als „Buddha“.

Im Jahre 1944 ehelichte er Edie Parker. Diese erste von insgesamt drei Ehen hielt nur zwei Monate. Von 1946 bis 1948 schrieb er den Roman The town and the city, der 1950 erschien. Dieser erste veröffentlichte Roman erhielt gute Kritiken, verschaffte seinem Autor aber kaum Ruhm.

Zwischen 1947 und 1950 reiste Kerouac mit dem oft als irre bezeichneten (auf jeden Fall gilt das für seine Fahrkunst) Neal Cassady kreuz und quer durchs Land. Cassady war für Kerouac die Verkörperung eines romantischen Ideals von Amerika, rastlos, abenteuerlustig, sexuell überaktiv. Ein Cowboy, der das Pferd gegen ein Auto getauscht hat. Kerouac hat selbst nie am Steuer gesessen, er ist immer nur Beifahrer und Beobachter geblieben.


Kerouac fand zunächst keine Sprache für das Erlebte, die wilden Partys, die Rastlosigkeit und künstlerischen Visionen seiner Freunde, das Leben aus Gelegenheitsjobs und Kunst. Erst der frische und ekstatische Stil, in dem Neal Cassady ihm Briefe schrieb, erschien Kerouac als der richtige Zugang zu dem Lebensgefühl, und so entstand 1951 der Roman On the Road (Unterwegs), der aber erst 1957 veröffentlicht wurde. Angeblich hat er das Manuskript innerhalb von zwei Wochen mit einem Minimum an Schlaf und einem Maximum an Drogen auf einer Rolle Fernschreiber-Papier geschrieben, die er in die Schreibmaschine einspannte, um sich während des Schreibflusses nicht mehr um den Papierwechsel kümmern zu müssen. Diese Rolle wurde vor einigen Jahren von dem Multimillionär Jim Irsay bei Christies für 2,5 Millionen Dollar ersteigert, mehr Geld als Kerouac je mit seinen Büchern verdient hat. Sie wird nun manchmal öffentlich gezeigt.

On The Road war Kerouacs Durchbruch und der unübertroffene Höhepunkt seiner Karriere. Jetzt war er der Mittelpunkt der Beat Generation und auch für die Verleger interessant. Zumindest eine Weile konnte Kerouac von seinem Schreiben leben, wenn auch nicht üppig. Leider begann mit dem Ruhm auch Kerouacs Niedergang: Von der Kritik ignoriert, zerrissen und verlacht, von Fans verfolgt, die ständig mit ihm trinken und rumfahren wollen, seine Freunde Ginsberg und Burroughs irgendwo unterwegs, versank er zunehmend im Alkohol und flüchtete sich immer öfter in das Haus seiner Mutter. Die Rolle als „King of the Beats“, die ihm aufgedrängt wurde, stieß ihn immer mehr ab, weil seine Vorstellungen von Literatur und einer unverfälschten, spontanen Schreibweise („spontaneous prose“) nicht verstanden wurden. Die Medien sahen nur junge Männer und Frauen, die ein Rumtreiberleben führten, Drogen nahmen und seltsamen Ideen von der Freiheit Amerikas anhingen. Bald schon war die Karikatur der Beats, der bongospielende Rumhänger und Kiffer im Ringelshirt mit Ziegenbart, in Filmen und Fernsehserien zu sehen. Man konnte für Partys „Beatniks“ buchen usw. Die Kommerzialisierung einer literarischen Jugendbewegung begann. Kerouac war zunehmend verbittert.

In den folgenden Jahren konnte Kerouac zwar bereits geschriebene Romane wie The Dharma Bums veröffentlichen, schrieb aber kaum Neues. Vor allem ignorierte ihn die Literaturkritik weiterhin und seine Bücher wurden schon mal als „Geschreibsel“ (Truman Capote) bezeichnet. Kerouac litt auch weiter an ständiger Geldnot und zog mit seiner Mutter mehrfach von Florida an die Ostküste und wieder zurück. Er trank die ganze Zeit und baute körperlich sichtbar ab.

1966 heiratete er ein drittes Mal, die Schwester eines alten Jugendfreundes. Mit Stella Sampas und seiner Mutter zog er erst in seine Heimatstadt Lowell und dann nach Saint Petersburg im US-Bundesstaat Florida, wo er von Alkohol und anderen Drogen zerstört am 21. Oktober 1969 starb. Beerdigt wurde er in Lowell. Auf seiner Beerdigung erschien unter anderem auch Bob Dylan.

Wie für viele andere Beatniks spielte der Zen-Buddhismus für ihn eine große Rolle. Eines seiner Bücher ist ein Langgedicht zu buddhistischen Gesängen und buddhistischer Theorie.

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