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25.09.2006

Landschaft am Scheidepunkt

...es drängt sich alles zur Landschaft

Tagung an der Universität Jena widmet sich dem Wandel des Landschaftsbildes um 1800
Jena (25.09.06) "Alles ist luftiger und leichter,es drängt sich alles zur Landschaft." So beschrieb der junge Philipp Otto Runge 1802 in einem Brief an seinen Vater, welchen Wandel er zu dieser Zeit in der bildenden Kunst wahrnahm. Runge war, neben Caspar David Friedrich, einer der bedeutendsten deutschen Maler dieser Zeit - der Frühphase der Romantik. "Für die Romantiker avancierte die Landschaft zur bedeutendsten Gattung der Malerei", erläutert Prof. Dr. Reinhard Wegner, Professor für Neuere Kunstgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Die Wahrnehmung von Landschaft war in den Jahren um 1800 mit einem grundlegenden, bildkünstlerisch reflektierten Paradigmenwechsel verbunden. "An die Stelle der im 18. Jahrhundert vorhandenen standardisierten und schematischen Formeln der Wiedergabe landschaftlicher Gegenstände tritt nun eine veränderte Sichtweise", so Prof. Wegner. "Die bislang fest umrissene Sinngebung der Landschaftsdarstellungen wird zugunsten einer subjektiven Komponente aufgelockert, wobei Landschaft zugleich auch als "Innenbild" erfahrbar wird."

Diesem "Scheidepunkt" in der bildenden Kunst, aber auch der Literatur und Musik, widmet sich die Tagung "Landschaft am Scheidepunkt", die vom 28. bis 30. September in den Rosensälen (Fürstengraben 27) der Universität Jena stattfindet. Die 16 Vorträge der vom Kunsthistorischen Seminar und Kustodie veranstalteten Tagung spüren der Neuerungsdynamik in der Landschaftskunst um das Jahr 1800 nach, um dabei auch das Verhältnis von Theoriebildung und Praxis in den verschiedenen Anwendungsfeldern zu hinterfragen. "Die Werke von Runge und Friedrich stehen dabei ebenso im Mittelpunkt wie das Phänomen der literarischen Landschaft oder Positionen der Musikästhetik", erläutert Markus Bertsch, der die Tagung des Sonderforschungsbereichs 482 "Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800" mit organisiert. Ein weiteres Thema wird die Künstlergemeinschaft der Nazarener sein. Auch dieser Gruppe, die primär eine Neuformulierung des religiösen Andachtsbilds propagierte, gelang es, den Landschaftsdiskurs des frühen 19. Jahrhunderts um eine eigenständige Facette zu bereichern.

Interessierte Besucher sind zu den Vorträgen der Tagung herzlich willkommen.

Bild klein: Philipp Otto Runge Selbstportraait
Bild groß: Philipp Otto Runge "Der Ätna"

Kontakt:
Prof. Dr. Reinhard Wegner
Kunsthistorisches Seminar und Kustodie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 18, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944175
Fax: 03641 / 944172


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