Kultur- & Freizeit-Highlights unter der Lupe

Aktuelles

Highlights

13.02.2007

Wer war eigentlich Harry Houdini?

...Meister der Entfesselung

Harry Houdini (* 24. März 1874 als Erich Weiss in Budapest; † 31. Oktober 1926 in Detroit) war ein österreichisch-US-amerikanischer Magier.
Als Weiss vier Jahre alt war, wanderte seine Familie in die USA, nach Appleton (Wisconsin) aus. Später zog die Familie nach New York um.
Mit 17 begann Weiss, als Zauberkünstler aufzutreten. Er verlieh sich den Künstlernamen Harry Houdini als Hommage an sein Vorbild, den französischen Magier Jean Eugène Robert-Houdin.

1893 lernte er die Varietekünstlerin Wilhelmine Beatrice Rahner, kurz Bess, kennen und heiratete sie. Bess war von diesem Zeitpunkt an Houdinis Bühnenassistentin bei fast all seinen Auftritten.
Der große Durchbruch für das zaubernde Paar kam 1899 nach dem Entschluss, sich hauptsächlich auf Entfesselungstricks zu konzentrieren. Mit spektakulären Befreiungsaktionen wurde Houdini weltbekannt. Handschellen, Seile, Ketten, Zwangsjacken, Kisten, sogar Milchkannen und eigens gebaute Unterwasserkäfige waren für ihn kein Problem.

Viele der Tricks waren dabei vom Konzept her nicht außergewöhnlich kompliziert; Houdini punktete vor allem mit artistischem Können (er konnte etwa seine Schultern ausrenken, um sich von einer Zwangsjacke zu befreien) und viel Sinn für Show.

Völlig pleite und ohne Aussicht auf ein Engagement versuchten die Houdinis auf einen Tipp von Nelson Downs hin ihr Glück 1900 in London, wo deutsche Varietés auf seine Entfesslungs-Darbietung aufmerksam wurden. Neu an Houdinis Show war, dass er tatsächlich aus jeder ihm zur Verfügung gestellten Fessel entkommen konnte und sich zu PR-Zwecken unter Testbedingungen nackt von erfahrenen Polizisten fesseln ließ. Ein Engagement in Dresden wurde ein so sensationeller Erfolg, dass allein wegen der Pressemeldungen sein nächstes Engagement im Berliner Wintergarten-Varieté ausverkauft war. Für Pressetermine hatte Houdini den Spannungsbogen seiner Entfesslungsnummer erweitert, indem er diese unter Lebensgefahr, etwa in Flüssen unter Wasser ausführte. Houdini wurde über Nacht zum bekanntesten Showstar Europas und feierte auch in Russland große Erfolge. Sein wichtigster Markt blieb jedoch auf Jahre hinweg Deutschland, das ihn begeistert in allerhand Publikationen feierte. Houdinis gigantischer Erfolg im preußischen Deutschland und im zaristischen Russland dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass beide Länder damals totalitär geführt wurden, sich die Leute um so mehr mit einem kleinen Mann identifizierten, der sich von allen Fesseln befreite.

Neben seiner Karriere als Magier produzierte Houdini einige Stummfilme in Hollywood, in denen er auch selbst mitspielte. Außerdem interessierte er sich für die Luftfahrt und nahm 1913 an ersten Flugexperimenten in Australien teil.

Nach dem Tod seiner Mutter in den 1920ern nutzte er sein Wissen über Zaubertricks, um selbst ernannte Parapsychologen und Medien zu entlarven, die angeblich mit den Toten sprechen konnten.
Houdini war sogar Mitglied eines Komitees der Wissenschaftszeitschrift "Scientific American", die einen Geldpreis für diejenigen ausgeschrieben hatte, die vor dieser Jury übernatürliche Fähigkeiten beweisen konnten - ein Preis, der dank Houdini nie vergeben wurde.
Houdini galt als äußerst widersprüchlicher Choleriker, war extrem geltungssüchtig und reagierte eifersüchtig auf mögliche Konkurrenten, mit denen er kompromisslos umsprang. Er war zudem extrem auf seine Mutter fixiert, deren Tod ihn aus der Bahn warf. Der Kinderlosigkeit seiner Ehe begegnete er mit einer Vielzahl von mindestens täglichen Briefen an seine sich oft nur im Nebenraum befindliche Frau, in denen er ihr von der Entwicklung eines fiktiven Sohns "berichtete". Houdini war vom Thema Tod fasziniert und befasste sich ausgiebig mit Mördern. Er selbst hatte vor dem Tod panische Angst, gab sich jedoch stets als todesmutig aus. Houdinis skurrile Marotten und Showideen waren Gegenstand zahlreicher psychologischer Publikationen. Houdini war neben Sarah Bernhardt der bekannteste Star seiner Zeit.

Houdini starb zu Halloween 1926 im Alter von 52 Jahren an einer Bauchfellentzündung. Seinen Kampf gegen unseriöse Parapsychologen setzte er sozusagen noch im Tod fort: Er hatte mit seiner Frau Bess einen Code vereinbart. Zehn Jahre lang lud Bess zu Halloween verschiedene Parapsychologen zur Séance. Einem "echten" Medium, so der Gedanke, würde Houdinis Geist diesen Code mitteilen, und Bess wüsste so, dass sie tatsächlich mit ihrem verstorbenen Gatten kommuniziert hatte. Nach dem Versuch 1936 gab Bess das Vorhaben wegen Erfolglosigkeit auf.

zurück zur Übersicht