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3.04.2006

Wer war eigentlich Francesco Tasso?

...Neuigkeiten müssen sich in Windeseile verbreiten

das sagte Francesco Tasso im 15.Jahrhundert. Er hat sich wohl kaum vorstellen können, dass man heute mit einem einfachen Klick auf „Senden“ einen Brief per Computer auf den Weg schicken kann, wenn nötig, bis ans Ende der Welt. Kurze Zeit später befindet sich die Nachricht im Posteingang des Empfängers. Ohne Francesco Tasso, dem Begründer des Postwesens in ganz Europa, würde dies heute vielleicht ganz anders aussehen.

Die Anfänge dieses Postwesens liegen im 15.Jahrhundert. Zu dieser Zeit war es üblich, dass Botschaften über eigene Botendienste verschickt wurden. Klöster, Städte, Universitäten, Fürsten, Zünfte usw. unterhielten jeweils ihre eigenen Boten.
Eine Art öffentlicher Bote stellten die Metzgerboten dar. Die Städte waren gewachsen und um den Bedarf an Vieh zu decken, zogen die Metzgerboten regelmäßig über Land und nahmen Botschaften gegen Bezahlung mit.
Ihre Ankunft und ihre Abfahrt kündigten sie mit einem Ochsenhorn an.

1477 konnte Kaiser Maximilian I. (1468 – 1519) durch Heirat sein Habsburger Reich stark vergrößern – die Niederlande und Burgund kamen hinzu. 1489 erwarb er von seinem Vetter die Grafschaft Tirol. Um die Kontrolle über die weit entfernt liegenden neuen Besitzungen von Innsbruck aus zu behalten, beauftragte er 1490 die Familie Tassi, im gesamten Reich ein organisiertes Postwesen aufzubauen.

Die Familie Tassi, besser bekannt unter dem Namen Taxis, war bereits als Kurier für den Papst in Rom sowie die italienischen Handelszentren Venedig und Mailand erfolgreich tätig. Die Familie Tassi stammt aus Cornello, einem kleinen Ort nahe Bergamo.
Die erste Route verlief von Antwerpen über Brüssel nach Innsbruck und später weiter nach Italien. Sie wurde wöchentlich beschickt. Von ihr zweigten bald weitere Routen ab.
Der Unterschied zum herkömmlichen Botenwesen lag darin, dass die Beförderung von Nachrichten nun mit Pferden erfolgte. An festgelegten Stationen wurden Pferd und Reiter gewechselt (lat. „positae stationes“, hieraus entwickelte sich später der Begriff „posta“). Die Stationen lagen 5 Meilen voneinander entfernt. Seine Ankunft kündigte der nahende Bote durch ein Horn an, das sehr wahrscheinlich von den Metzgerboten übernommen wurde. Der nächste Bote machte sich sofort bereit und die Botschaft konnte so ohne Unterbrechung weiter getragen werden. Es wurde Tag und Nacht geritten.
So erhöhte sich die Verkehrsgeschwindigkeit von durchschnittlich 25 auf 166 Kilometer am Tag (aus heutiger Sicht e-mail Geschwindigkeit).
„Ein Brief von Memmingen nach Rom braucht nur 5 Tage“, sagte Francesco Tasso stolz. 1491 ernannte ihn Kaiser Maximilian zum „obersten Postmeister“. 1505 schließt er auch mit dem spanischen König einen Vertrag, indem er sich verpflichtet, dieses Botensystem zuverlässig und exklusiv für 12.000 Livres im Jahr in ganz Europa einzurichten, der Grundstein für das spätere Monopol ist gelegt. Südspanien, Frankreich, die Niederlande, Deutschland und Italien sind fortan durch die Taxis-Post verbunden. Die Tassis bekommen das Monopol auf das Posthorn, das Wappen und die freie Organisation verliehen. Dafür mussten sie festgelegte Beförderungszeiten garantieren, die in Poststundenpässen mit Namen, Datum und Uhrzeit dokumentiert wurden.
Da die Zahlungen z.T. ausblieben, trat die „Taxis-Post“ trotz der Exklusivität schon früh als Dienstleister für Privatleute auf. Sie übernahm auch die Personenbeförderung auf Postpferden. Postkutschen entwickelten sich erst später. Die Pferde wurden ebenfalls bei jeder Station gewechselt. Gräfin Alexandrine von Thurn und Taxis war es, die ihre Postmeister vor sog. „lateinischen Reitern“ (Akademikern) wegen ihres oft rücksichtslosen Umgangs mit den Pferden warnte. Das Kapital war die Gesundheit der Pferde, die die Zuverlässigkeit dieses Postdienstes garantierte.
1595 wurden die Taxis vom Kaiser zum „Generalpostmeister“ ernannt. 1615 erhalten sie das erbliche Monopol auf dieses Amt, auch, weil sie sich durch hervorragende Briefspionage unverzichtbar gemacht hatten. Sie blieben bis zum 30-jährigen Krieg konkurrenzlos. Ab 1650 nennen sie sich mit kaiserlicher Genehmigung Thurn und Taxis (Thurn geht auf die Mailänder Herkunft zurück „del torre“, tassi bedeutet Dachs). 1695 werden sie in den Reichsfürstenstand erhoben.
Das Monopol ging verloren, die Namen „POST“ und „TAXI“ blieben.
Dies und weitere besondere Geschichten rund um Kutschen und Pferde sind auch auf den Kutschen-Tafeln des Land-Museums Gestüt Traventhal nachzulesen.






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