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11.06.2006

Wer war eigentlich die Geierwally?

...von glühender Leidenschaft

Die Geier-Wally ist die berühmte Geschichte der Walburga Stromminger, genannt Geierwally, einer Außenseiterin, die - verstoßen von der Welt - in der Einsamkeit der Berge nur in Gesellschaft eines gezähmten Geiers lebt. Sie verweigert sich dem Zwang des Vaters, den Bauern Vinzenz zu heiraten, da sie den Jäger Josef liebt. Ihr Vater verbannt sie in die kalten Gletscherhöhen. Erst nach seinem Tod kehrt sie zurück, ungebrochen, stolz und im Bewusstsein ihrer Macht als neue Herrin des Hofs. Als sie eine andere Frau an Josefs Seite sieht, kommt es zum Eklat...
1921 verfilmte E.A. Dupont die Romanvorlage von Wilhelmine von Hillern mit Henny Porten, die die Geierwally mit zugleich glühender Leidenschaft und großem Gespür für die vielen Facetten dieser eigenwilligen Frau verkörpert. Ihre Liebe zum stolzen und starrsinnigen "Bärenjosef", die tragischen Verwicklungen, die beinahe alle ins Unglück stürzen, die erhabene Bergwelt - der Film strotzt vor großen Gefühlen und erstaunt dabei immer wieder mit einem für die damalige Filmkunst ungewöhnlichen Realismus, unterstützt durch die Authentizität der Außenaufnahmen.
Schon die zeitgenössische Kritik bejubelte den Stummfilmklassiker unter den Heimatfilmen. Nicht nur die naturalistischen Aufnahmen einer echten Schneelawine und Bärenjosefs Kampf mit dem ausgebrochenen Dorfstier, vor allem Henny Portens Spiel begeisterte - auch heute noch: "Wenn die Geierwally sagt: Ich liebe - dann liebt die wirklich. Das ist eine Sache fürs Leben. Das mit dem Bärenjosef. Aber sie hat in diesem Film noch etwas anderes zu tun als zu lieben. Und dieses andere, das Hassen, das macht die Geier-Henny wunderbar." (Bühne und Film, 1921)

Wilhelmine von Hillern
Ein Adlerbild der Malerin Anna Stainer-Knittel inspirierte die Schauspielerin Wilhelmine von Hillern (1836-1916) zu ihrem Bestseller-Roman Die Geierwally, der in elf Sprachen übersetzt, von dem italienischen Komponisten Alfredo Catalani für die Oper (La Wally) bearbeitet und inzwischen vier Mal verfilmt wurde.
Die Schriftstellerei war ihr in die Wiege gelegt, war doch ihr Großvater ein enger Freund und Schulkamerad Schillers, ihr Vater Sohn eines Ministers, Sekretär Tallyrands und Schriftsteller und ihre Mutter Charlotte Birch-Pfeiffer die meistgespielte Dramatikerin des 19. Jahrhunderts. Wilhelmine arbeitete zunächst als Schauspielerin (häufig in Stücken der Mutter), bevor sie 1857 Hermann von Hillern heiratete und ihre Bühnenkarriere beendete. 1865 veröffentlichte sie ihren ersten Roman Ein Doppelleben. 1875 feierte sie mit Die Geierwally einen triumphalen Erfolg und schaffte eine der ungewöhnlichsten Frauenfiguren ihrer Zeit. Die Geierwally ist unnachgiebig und stolz. Lieber geht sie zugrunde als auf ihr Glück zu verzichten. "In dieser Haltung der Entsagung, die einer der Grundzüge des poetischen Realismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist, gleicht sie den großen literarischen Gestalten der Epoche. Anders aber als eine Madame Bovary, eine Nora oder Effi Briest, die sich in Bürgerhäusern und Salons gegen die Konventionen ihrer Zeit auflehnten, scheitert diese Wally nicht. Am Ende hat sie, wohin sie sich über zweihundert Romanseiten durchkämpfte: den Joseph und, wie ihre Autorin im Schlußsatz wissen läßt: ‚ein schwer erkauftes, bewußtes, unaussprechliches Glück in der Brust.(Carin Adolph)
Sie schuf damit eine der unsterblichen starken Frauenfiguren der Literaturgeschichte, die in Erlangen in einer der ersten und bedeutendsten Filmversionen zu sehen ist.

Quelle und Bilder:
StummFilmMusikTage Erlangen
(a)synchron in Zusammenarbeit mit dem Theater Erlangen
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